P. Märk: General Joseph Laurent Demont

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Titel
General Joseph Laurent Demont. Vom Bündner in Fremden Diensten zum Pair de France


Autor(en)
Märk, Petra
Reihe
Quellen und Forschungen zur Bündner Geschichte 22
Erschienen
Chur 2009: Desertina
Anzahl Seiten
152 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Andreas Fankhauser

Die hier anzuzeigende Biographie ist aus einer bei Carlo Moos an der Universität Zürich entstandenen Lizentiatsarbeit hervorgegangen. Es handelt sich um das bisher umfassendste Werk zur Person von Joseph Laurent Demont (1747–1826), der in der Schweiz längst vergessen und in seiner Bündner Heimat bloss noch durch seinen Einmarsch in die Surselva als französischer General im Frühjahr 1799 bekannt ist. Petra Märk hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, den aussergewöhnlichen Lebenslauf dieses Militärs «mit seinen Problemen und Herausforderungen im sozial- und mentalitätshistorischen Kontext» zu verorten (S. 10) und die «komplexe Innenansicht seines Lebens» zu zeigen (S. 16). Als Quellen dienen ihr die zahlreichen im Staatsarchiv Graubünden aufbewahrten Briefe Demonts, chronikalische Aufzeichnungen sowie Militärakten aus Archiven in Frankreich und Österreich. Zu den aufschlussreichsten Abschnitten des Buches zählen diejenigen über die Jugendjahre des Auslandbündners und das Soldatenleben am Vorabend der Französischen Revolution. Die Autorin schildert darin anhand des Briefmaterials die Schattenseiten der Fremden Dienste, die von der älteren militärgeschichtlichen Forschung ignoriert wurden. In Sartrouville bei Paris als Sohn eines Gardeoffiziers geboren, wuchs Joseph Laurent Demont bei seinen Verwandten auf Schloss Löwenberg bei Schluein auf. Später besuchte er die Klosterschulen von Pfäfers und Disentis. Zu seinen Eltern unterhielt er nur spärliche Kontakte. Als Angehöriger des Bündner Herrenstandes entschied er sich für die in seiner Familie übliche militärische Laufbahn und trat 1764 als Sechzehnjähriger in das französische Schweizerregiment Waldner/Vigier ein. Ein nennenswertes Avancement gelang ihm jedoch bis 1781 nicht, was den jungen Mann frustrierte und zu Spannungen mit dem enttäuschten Vater führte. Dieser wollte auch die Schulden nicht begleichen, die der Sohn durch seinen verschwenderischen Lebensstil anhäufte. 1785 erreichte Demont den Grad eines Hauptmanns. Nach der Auflösung der Schweizerregimenter 1792 setzte er seine Karriere in der französischen Revolutionsarmee fort, in der ihm 1799 der Aufstieg zum Brigadegeneral glückte. Dass Joseph Laurent Demont als Repräsentant Frankreichs die Zivilbevölkerung in seiner angestammten Heimat human behandelte, führten die Zeitzeugen je nach politischem Standpunkt entweder auf sein «Bündner Herz» oder auf die Menschlichkeit der Einheimischen gegenüber den französischen Verwundeten zurück. Nach der Schlacht von Austerlitz 1805 beförderte ihn der Kaiser zum Divisionsgeneral, 1806 folgte die Ernennung zum Senator. 1814 schlug sich Demont auf die Seite Ludwigs XVIII., was ihm einen Sitz in der Pairskammer eintrug. Die Autorin stellt fest, dass der Bündner «während seiner gesamten militärischen Karriere … opportunistisch handelte» (S. 60), sie setzt sich jedoch nicht weiter mit diesem Faktum auseinander. Hier hätte sich ein Vergleich mit den Lebensläufen der grossen Zahl von Generälen gelohnt, die sich nach dem Sturz Napoleons ähnlich verhielten wie Demont, um ihren Besitzstand zu wahren. Im Unterschied zu den anderen Schweizern, deren Namen am Arc de Triomphe in Paris verewigt sind (La Harpe, Mainoni, Reynier), trat der Bündner nicht aus revolutionärer Begeisterung in die französische Nationalarmee ein. Seine privaten Briefe und der Schriftverkehr mit den französischen Militärbehörden haben häufig das persönliche Fortkommen und die ihm zustehenden Soldzahlungen und Pensionen zum Thema. Auf seine Laufbahn war der General gegen Ende seines Lebens stolz. Die wenigen Äusserungen über die Herrschenden, denen er diente, lassen einen un kritischen Militär erkennen. Petra Märks wissenschaftliche Leistung ist beachtlich, doch wird die Persönlichkeit von Joseph Laurent Demont letztlich nicht fassbar.

Zitierweise:
Andreas Fankhauser: Rezension zu: Petra Märk: General Joseph Laurent Demont. Vom Bündner in Fremden Diensten zum Pair de France. Chur, Kommissionsverlag Desertina, 2009. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 61 Nr. 1, 2011, S. 130-131

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 61 Nr. 1, 2011, S. 130-131

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